Im Februar 2020 wurde die S3-Leitlinie „Sepsis- Prävention, Diagnose, Therapie und Nachsorge“ veröffentlicht. Hier kannst du dir die Kurzversion, und hier die Langversion der neuen Sepsis-Leitlinie herunterladen.

Heute, am 13. September, ist Welt-Sepsis-Tag. Der perfekte Tag, um sich noch einmal genauer mit dem Krankheitsbild Sepsis auseinanderzusetzen. Fangen wir an!

Was ist neu?

In der S3-Leitlinie wird Sepsis neu definiert. Früher gab es die SIRS-Kriterien, die wir alle noch fürs Examen gelernt haben. Hypo- oder Hyperthermie, Tachykardie, Tachypnoe und so weiter. Das ist nun Vergangenheit, denn tatsächlich fallen hier zu viele Patienten durchs Raster. Man kann den SIRS-Kriterien entsprechen, und keine Sepsis haben. Oder andersherum: Eine Sepsis haben und den SIRS-Kriterien nicht entsprechen.

Die neue Sepsis-Definition lautet:
Sepsis ist eine lebensbedrohliche Organdysfunktion, die durch eine inadäquate Immunantwort des Patienten auf einen Infekt verursacht wird.

Das ist ja toll…und irgendwie auch nicht. Wie soll ich denn wissen, ob mein Patient eine Sepsis-assoziierte Organdysfunktion hat?! Die Antwort darauf lautet: Mit Hilfe des SOFA-Scores!

In Lang: Sepsis-related Organ Failure Assessment-Score.
Dieser SOFA-Score ist lang und kompliziert, und auf jeden Fall etwas zum Ausdrucken, nicht zum auswendig lernen.
Hier kannst du ihn anschauen und herunterladen.
Und so funktioniert er: Der SOFA-Score bewertet 6 Organsysteme nach der Qualität ihrer Funktion. Je schlechter die Organfunktion, desto mehr Punkte gibt es. Wer im SOFA-Score um 2 Punkte (oder mehr) zulegt, hat sehr wahrscheinlich eine Sepsis-assoziierte Organdysfunktion. Und weil es zum SOFA-Score ein paar Sätze mehr zu sagen gibt, findest du hier einen ausführlichen Blogartikel zum Thema SOFA-Score, und seinem kleinen Bruder, dem qSOFA-Score.

Zurück zur Leitlinie. Die Begrifflichkeiten SIRS und schwere Sepsis sind aus der Leitlinie rausgeflogen, diese Kategorien gibt es nicht mehr. Abzugrenzen von der Sepsis ist noch der septische Schock, und der ist folgendermaßen definiert:

Der septische Schock ist eine trotz Volumentherapie persistierende arterielle Hypotension mit Notwendigkeit einer Vasopressorentherapie, um einen MAP von ≥ 65 mmHg zu erreichen. Gleichzeitig muss der Laktatwert im Serum > 2 mmol/l betragen.

Was ist also wichtig?

Sepsis ist in deutschen Krankenhäusern die dritthäufigste Todesursache. Damit ist das Thema von absoluter Relevanz, denn Sepsis wird dir in Klinik und Präklinik häufig begegnen.
Sepsis ist – ähnlich wie Myokardinfarkt oder Schlaganfall – ein zeitkritischer Notfall! Je schneller deine Diagnose steht und je schneller du mit therapeutischen Maßnahmen zuschlägst, desto besser ist das Outcome deiner Patienten. Um Diagnostik und Therapie zu vereinfachen und dir einen Spickzettel an die Hand zu geben, gibt es das Sepsis-1-Hour-Bundle. Da steht drin, was du nacheinander tun sollst, um den Patienten optimal zu versorgen. Idealerweise sollen deine Maßnahmen innerhalb einer Stunde ablaufen, daher der Name. Und jetzt das Coole: Das Einhalten des 1-Hour-Bundle gibt dir nicht nur Handlungssicherheit, sondern es reduziert auch das relative Mortalitätsrisiko der Patienten um 25%! Hier findest du ein Sepsis-1-Hour-Bundle zum Herunterladen.

Nochmal zusammengefasst für den Klinikalltag:

1) Sepsis ist häufig – denke daran! Behalte den qSOFA-Score im Kopf, und den SOFA-Score in deiner Kitteltasche.

2) Geschwindigkeit ist der Schlüssel! Wurde der Sepsis-Verdacht geäußert, gilt er so lange, bis das Gegenteil bewiesen wurde. Jede vergeudete Minute verschlechtert das Outcome. Verlege deinen Patienten schnell auf die Intensivstation, schnapp dir das 1-Hour-Bundle und leg los.

Was sind deine Erfahrungen mit Sepsis? Benutzt du den qSOFA- und den SOFA-Score im Alltag? Hast du schon Erfahrungen mit dem 1-Hour-Bundle gesammelt? Ich freue mich auf deine Kommentare!

Herzliche Grüße

Frau Sandmann