Zu Beginn ein Zugeständnis an die Menschheit: Jeder verballert mal was. Gegen gelegentliche Verplanung ist ja nichts zu sagen, wir sind schließlich alle Menschen. Aber es gibt so Erlebnisse, da bleibt einem nichts, als mit offenem Mund den Kopf zu schütteln und den Allmächtigen anzuflehen, ein wenig Hirn herunterzuwerfen.
Wie zum Beispiel bei diesem Fall
Am Montag wurde ein erkältetes Kind vom OP-Plan gestrichen. Kleine Menschen mit Fieber und Schniefnase wollen wir nur im äußersten Notfall schlafen legen. Nun, am Ende der Woche, sei das Kind laut den Erzeugern genesen und sollte vor der endgültigen OP-Freigabe noch einmal abgehört und angeschaut werden. Im Ambulanzraum finde ich vorbildlich ausgefüllte Unterlagen, vollständige Akten und Kurven…und den Vater. Ich blicke mich suchend im Zimmer nach einem Kinderwagen oder einem Maxi-Cosi um, aber da ist nichts. Ein ungutes Gefühl beschleicht mich. Aber vielleicht ist die Mutter mit dem Kind nur mal eben um die Ecke…?
Frau Sandmann: „Wo ist denn nun das Kind?“
Vater (stolz und hochzufrieden): „Na, zu Hause!“
Frau Sandmann: „Gnnaaaahhh…..“
Ein OSAS…
…auch bekannt als obstruktives Schlaf-Apnoe-Syndrom, ist etwas, das wir Sandmänner seit einer Weile auf dem Kieker haben. Wer nachts schnarcht wie zehn kanadische Holzfäller, und dabei gelegentlich vergisst, nach Luft zu schnappen, geht nach einer Narkose erstmal auf die Überwachungsstation. Es sei denn, man hat als gewiefter Patient eine CPAP-Maske für die Nacht. Aber selbst dann ist man vor nichts gefeit, wie kürzlich in der Einleitung erlebt:
Frau Sandmann: „Sie haben also ein Schlaf-Apnoe-Syndrom? Dann gehen Sie nach der Narkose für eine Nacht auf die Überwachungsstation.“
Patient: „Nein, muss ich gar nicht, ich hab nämlich so ein Gerät….“
Frau Sandmann: *schaut sich um* „Und wo haben Sie ihr Gerät? Ist das noch oben auf der Station?“
Patient: „Nein nein, das steht in Buxtehude in meinem Schlafzimmer!“
Frau Sandmann: *beißt in die Tischkante*
Gründliche Aufklärung
Für eine gute und saubere Aufklärung tun wir Sandmänner wirklich viel.
Wenn nötig wandern wir auch im Haus umher und visitieren unsere Patienten. In meinem Fall kam auch noch ein fieser, multiresistenter Keim dazu, sodass ich mit Unterlagen unterm Arm auf die Station marschierte, und mit Schutzkittel, Haube, Maske und Handschuhen endlich zur Patientin vorgelassen wurde. Diese thronte im Bett, und verlangte mir aufklärungstechnisch alles ab.
Nach einem höchst ausführlichen Gespräch, dem intensiven Besprechen des Procedere, einer allumfassenden Risikoaufklärung und zahlreichen Fragen seitens der Patientin wollte ich schließlich zur Unterschrift schreiten, und opferte dafür sogar einen Lieblingskuli an die keimbelastete Dame.
Frau Sandmann: „Wenn sie alles verstanden haben, keine Fragen mehr offen sind, und sie mit der Narkose einverstanden sind, unterschreiben Sie bitte hier.“
Patientin: „Aha. Tja, das hätte ich Ihnen vielleicht vorhin schon sagen sollen…ich habe mich gegen den Eingriff entschieden und gehe morgen nach Hause. Aber schön dass wir uns so nett unterhalten haben!“
Frau Sandmann: *fällt in Ohnmacht*
Was sind deine denkwürdigsten Erlebnisse aus der Ambulanz? Erzähl es uns in einem Kommentar!
Herzliche Grüße
Frau Sandmann